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Celtic Frost
Mai 2006



Celtic Frost setzten in den 80ern mit Alben wie „Morbid Tales“ oder „To Mega Therion“ neue Akzente in der Metal-Szene und beeinflussten diese nachhaltig. Das letzte Lebenszeichen von Tom Gabriel Fischer und Martin Eric Ain vernahm man mit „Parched With Thirst Am I and Dying“ im Jahre 1992. Seitdem ist es um die schweizerrisch-amerikanische Kooperation still geworden, oder um es besser zu sagen: man trennte sich.
Im Jahre 2006 ist es nach 14 langen Jahren endlich wieder soweit. Tom und Martin machen wieder zusammen Musik.
Tom Gabriel Fischer beantwortete zu diesem und anderen Themen die Fragen unseres Redakteurs Dominic Türk.
Viel Spaß beim Lesen!


Celtic Frost Wie ist es so, den ganzen Tag dort oben im Büro zu sitzen und in den Dortmunder Hafen zu gucken?
Ja, es ist O.K.

Vor 14 Jahre gab es mit „Parched With Thirst Am I and Dying“ euer letztes Lebenszeichen. Seitdem ist viel Zeit verstrichen. Was hat euch dazu bewegt wieder zurück zu kommen?
Das ist eine komplizierte Sache, auf die ich jetzt eine stundenlange Antwort geben könnte. Grundsätzlich war es so, dass 1999 die Wiederveröffentlichung alter Celtic Frost-Scheiben über Noise-Records anstand, die ja zusammen mit der Band geschehen ist. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich das erste Mal seit zehn Jahren Kontakt mit Martin Ain und das war eine extrem intensive Erfahrung. Wir haben beide gemerkt, dass wir immer noch die selbe kreative Ader in uns haben und dass wir Ideen hatten, was ein Album betreffen würde. Nachdem die Reissues fertig waren, haben wir diese Gespräche vertieft und es war dann bald klar, dass wir ein neues Celtic Frost-Album machen würden.

Einige munkeln, es sei des Geldes wegen.
Diese Arschlöcher sollen munkeln, was sie wollen. Es ist eine totale Schweinerei uns so etwas zu unterstellen.
Fast zehn Jahre lang wurden mir unzählige Reunion-Angebote vorgetragen, von ex-Mitgliedern, von Konzert-Promotern, von Plattenfirmen, und weil ich alles abgelehnt hatte, wurden mir astronomische Summen geboten, die mit der Realität und der Größe der Band absolut nichts zu tun haben. Es gab Festivals, die uns für einen Headliner-Slot solche Summen geboten haben, dass wir nur noch gestaunt haben. Und wir haben immer abgelehnt.
Der Grund warum wir zusammengekommen sind ist, dass bei uns Musik im Vordergrund steht und kreativ sein wollen. Als wir uns entschlossen haben, eine neue Platte zu machen, sind wir nicht zu den Plattenfirmen gegangen, um uns lukrative Beträge abzuholen, sondern haben eine eigene Plattenfirma gegründet und haben jetzt vier Jahre Geld in das Album investiert. Jemand der in der Musikindustrie ist, weiß, was das kostet wenn du über vier Jahre ein Album aufnehmen willst. Das sind horrende Summen. Martin und ich haben Tag und Nacht gearbeitet, um das Geld zusammen zubekommen. Das war ein Betrag, den wir wohl auch nicht mehr sehen werden, selbst wenn das Album sehr erfolgreich wird. Deshalb uns zu unterstellen, dass wir wegen des Geldes wieder zurück sind, ist nicht nur lächerlich, sondern eine solche Beleidigung, die uns ins Gesicht geschleudert wird, und eine totale Schweinerei. So etwas kann auch nur ein absolut naiver Idiot behaupten.

Celtic Frost Ihr habt mit Platten wie „Morbid Tales“, „To Mega Therion“ und vor allem auch „Into The Pandemonium“ der Metal Szene stets neue Impulse gegeben und seit über die damaligen Genregrenzen hinausgegangen. Für viele Musiker u.a. Mikael Akerfeldt von Opeth, Silenoz von Dimmu Borgir und andere seit ihr Idole. Wie fühlt man sich wenn man so etwas hört, gerade wenn man wieder zurück im Geschäft ist?
Ich versuche mich damit nicht auseinander zu setzen. Ich bin eigentlich nicht auf dem Star-Trip und deshalb will ich das ganze auch nicht hören. Mir geht es darum, gute Musik zu machen, außergewöhnliche Musik zu machen. Das ist schwierig genug und es gelingt auch mir nicht immer. Dies ist für mich Herausforderung genug. Ich will mich mit dem ganzen Rest nicht auseinandersetzen. Wenn man mir solche Sachen sagt, dann ist es eine Ehre, aber ich will mich mit solchen Sachen eben nicht beschäftigen. Ich sehe mich nicht als Einfluss, sondern als Musiker, der Zeit lebends versucht hat, intensive und emotionale Musik zu machen. Das ist wirklich das, was mich beschäftigt. Alles andere denke ich steht mir nicht zu.

Also steht Celtic Frost heute genauso wie damals für revolutionäre Musik?
Ich hoffe es. Es ist unglaublich schwierig heute etwas revolutionäres zu machen, weil wir heute von 20 Jahren mehr Rockmusik sprechen, als wir es damals getan haben. Dem entsprechend ist auch mehr gemacht worden. Es ist unglaublich schwierig etwas zu finden, was noch nie gespielt worden ist. Es ist gewissermaßen unmöglich so etwas zu finden.
Was man heute noch machen kann, ist originell zu sein. Es gibt wahrscheinlich ganz neue Sachen nicht mehr, aber den Versuch zumindest so zu machen, dass sie ehrlich, originell und nicht einfach irgendwelche Kopien von anderen Bands sind. Das ist mir dann schon ziemlich wichtig.

Celtic Frost Man kann die Musik ja auch nicht neu erfinden.
Nein, das glaube ich auch nicht. Im heutigen Zeitalter von Massenmedien, Computern, wo eben alles möglich ist, wo jeder zuhause eine Symphonie schreiben kann, ist es schwierig etwas neues zu erfinden.

Welche Erwartungen hast du an die nahe Zukunft in Bezug auf die Album Veröffentlichung Ende Mai, sowie die anschließenden Live-Aktivitäten auf dem Wacken Open Air, Rock Hard Festival, With Full Force, etc. und wie fühlst du dich dabei?
Um ganz ehrlich zu sein, habe ich keine Erwartungen. Ich lebe mein Leben zur Zeit von Tag zu Tag. Das Ganze hat Dimensionen angenommen, die wir weder vorhersehen wollten, noch vorhersehen konnten und das ist auch OK so. Ich befasse mich gar nicht mit der Zukunft. Ich mache jetzt gerade Interviews und ich denke effektiv vielleicht bis zum Ende dieser Woche. Weiter hat es gar keinen Sinn. Mit was soll ich mich dennoch befassen? Es passiert, was passieren muss. Ich bin sehr stolz auf das Album und weiter denk ich da noch nicht. Wenn wir dann auf der Bühne sind, werde ich mich damit befassen.

Also auch noch keine Vorfreude wieder auf der Bühne zu stehen?
Wenn ich keine Freude daran hätte, dann würde ich dies nicht machen. Es ist jetzt nicht so, dass ich nicht will. Wir sind gerade sehr hart am Üben, um das Live-Set zusammenzustellen, auszuprobieren und so weiter. Weiter denke ich da gar nicht zur Zeit.

Celtic Frost Wird man auch alte Klassiker zu hören bekommen?
Was wir jetzt gerade spielen, ist eine Zusammenstellung von den ersten drei Celtic Frost-Alben, die für uns definitiv die Klassiker sind. Natürlich auch Material vom neuen Album und wenn alles klappt, kommen noch ein oder zwei Hellhammer-Songs dazu.

Hoffentlich nicht in der schlechten Qualität.
Müssten man ja eigentlich fast. (lacht)

Ich habe deine Biographie zum Teil gelesen und dabei ist mir aufgefallen, dass ihr nie ein Album zu hundert Prozent so aufnehmen und gestalten konntet, wie ihr euch das vorgestellt hattet, weil eure Plattenfirma immer interveniert hat. Ist „Monotheist“ das erste Album, das komplett so ist, wie ihr euch das vorgestellt habt? Enthält das neue Album zum ersten Mal hundert Prozent Celtic Frost?
Ob´s 100% Celtic Frost ist, muss jeder für sich entscheiden. Aber es ist in der Tat das erste Album, was wir so aufnehmen konnten, wie wir es wollten, inklusive Fotos, inklusive Artwork, Endproduktion, Songs, einfach alles. Wir haben uns auch gebührend Zeit gelassen und haben uns nicht von jeder Finanzspritze von außen unter Druck setzen lassen. Wir haben uns die Zeit genommen und es selbst finanziert, damit wir selber kontrollieren konnten, was richtig ist.
Es ist jetzt das erste Celtic Frost-Album mit dem ich rundum zufrieden bin. Das war uns zum jetzigen Zeitpunkt auch sehr wichtig. Wir sind in einem Alter, in dem man nicht alles herausschreien muss, wo nicht das Adrenalin und die Hormone alles bestimmen. Wir können uns somit zurücklehnen und die Musik entstehen lassen.

Celtic Frost Also war die Zeit das Ausschlaggebende, warum ihr zu Century Media gegangen seid?
Naja, das mit Century Media ist geschehen, nachdem das Album fertig war.

Aha, also erst danach.
Wir sind mit dem fertigen Album an die Industrie getreten, um das zu lizenzieren.
Century Media schien uns ein Vertrieb zu sein, wo Label, Vertrieb und die Promotion stimmt. Dazu hatten wir das Gefühl, dass auch persönliches Interesse an der Musik besteht, nicht einfach nur ein finanzielles. Wir hatten auch das Gefühl, dass hier wirklich Fans von der Musik arbeiten und nicht irgendwelche Geschäftsleute, die gar keinen Bezug zur Musik haben.

Das haben mir schon andere Künstler gesagt. Sie betonten auch alle, dass es beim Century Media viel persönlicher zur Sache geht.
So scheint es mir auch und soweit so gut. Es läuft alles fantastisch.

„Monotheist“ ist unter den Celtic Frost-Sachen, die ich kenne, das vielfältigste Album. „Drown In Ashes“ mit Frauengesang, die Gitarrenwände bei „Synagoga Satanae“, das schnellere „Ain Elohim“, das ein wenig an „Morbid Tales“-Zeiten erinnert, oder das atmosphärische „Tottenhott“. Würdest du sagen, dass diese Vielfalt Celtic Frost Anno 2006 ist?
Richtig. Diese Vielfalt gab es schon bei „Into the Pandemonium“. Ich glaube der große Unterschied ist, dass die Experimente auf der Scheibe nicht so intergriert klangen. Die klangen damals, als ob sie nachträglich aufgesetzt wurden, wie beim elektronischen „One In Their Pride“ damals, was nicht nach Celtic Frost klang, und der Gegensatz zum neuen Album ist, dass alles viel intergrierter klingt, auch wenn wir vielfältig waren und Experimente gemacht haben. Der Sound wirkt einfach viel organischer. Das ist halt der große Unterschied und deshalb ist das Album auch viel leichter zu hören. Man hat eben das Gefühl, man hört Celtic Frost und nicht Celtic Frost mit ein paar Ideen, die noch angeklebt wurden.

Celtic Frost Wenn man das elende Piepen auf der Promo bei Seite lässt, klingt es auch so, wie du beschrieben hast.
Ja klar.

Martin ist in einer Rede in der Kirche schon ein wenig auf das textliche Konzept von „Monotheist“ eingegangen. Könntest du dieses Konzept einmal darlegen?
Es ist eigentlich nur im lokalen Raum ein textliches Konzept. Es geht im großen und ganzen darum, dass wir uns mit diesen menschlichen Bedürfnissen, mit diesen verzweifelten Bedürfnis auseinander gesetzt haben, immer eine Gott finden zu müssen, immer einen Herrn zu haben, der uns sagt, was wir tun sollen.
Das ist eine menschliche Eigenschaft, die uns schon verfolgt seitdem wir aus den Höhlen gekrochen sind. Das haben wir auf der Platte in einem eher generellen Sinne verfolgt, bis hin zu ganz intimen und persönlichen Ansichten, die uns selbst bewegen und betreffen. Die Platte ist textlich wahrscheinlich die intimste und persönlichste, die wir je gemacht haben.

Also hat jeder dann seinen persönlichen Gott, der mit ihm zu Grabe getragen wird, oder?
Ich denke schon. Niemand hat diesen Gott je gesehen, obwohl die Kirche sagt, dass die Existenz der Erde der größte Beweis dafür sei, aber eine wirklich handfesten Beweis hat niemand in der Tasche und niemand weiß, wie dieser Gott funktioniert. Es beruht alles auf 100-fach wiedergegebenen Quellen. Deshalb ist es schon so, dass jeder sein eigenes Bild von diesem Gott hat, auch wenn er die Bibel und so weiter liest. Du formst dir dadurch selbst ein Bild im Kopf und wenn du stirbst, dann stirbt er mit dir. Es ist auch eine sehr realistische Möglichkeit, dass dieser Gott nicht wirklich existiert, sondern nur in den Köpfen der Menschen. Das weiß niemand. Das weiß auch nicht der Papst, auch wenn er es vorgibt. Getroffen hat diesem Gott noch keiner.
Dieser Faden, der sich schon vor dem Christentum durch die Menschheit zieht, dass wir auf der Suche nach einem höheren Wesen, was uns leitet, und dem Ereignis des Todes einen Sinn gibt, zieht sich durch die ganze Menschheitsgeschichte.

Celtic Frost Die letzten drei Songs sind laut Tracklist ein zusammenhängendes Tripplett. Steckt hinter „Tryptich“ dieses System eines Konzeptteils?
Ja, es ist einfach ein Gemälde in drei Teilen. Darum heißt es auch „Tryptich“. Diese Songs bilden, wenn man sie zusammen hört, für uns quasi ein musikalisches Gemälde, fast wie ein Film. Die Songs sind mit Absicht so verschieden. Die drei Teile verschmelzen schlussendlich in eine Emotion.

Dann hoffen wir mal, dass der Start des Albums erfolgreich wird, dass ihr auf der Bühne Spaß haben werdet und wir unten im Publikum Spaß haben werde. Danke, dass du dir die Zeit genommen hast ein paar Fragen zu beantworten. Die letzten Worte gehören dir.
Wenn du mir schon so die Chance gibst, dann möchte ich einfach sagen, danke für die Treue zu Celtic Frost. Ich weiß, dass es oft sehr schwer ist Celtic Frost-Alben zu verstehen und unseren sehr eigenen Karieresprüngen zu folgen, aber ich weiß, wir haben sehr viele Fans, die uns treu geblieben sind und dafür möchte ich einfach Danke sagen.


Interview: Dominic Türk
Fotos: Century Media








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Publiziert am: 2006-05-23 (4578 mal gelesen)

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